ich habe dich schweigen
gesehen mit
der schönsten
deiner stimmen mit der
roten der hellen die durch
alle wände strahlt die
meine räume füllt
mit licht und
laut
in: vor wort, 2022
mein herzrasen
braucht im frühling
neues saat gut
und das moos
muss ich entfernen
damit die herz
haut wieder atmen
kann steine lese ich noch
sie haben neue
geschichten vom winter
in: im wort laut, 2019
Auch nach seinen unbeschwerten Kindertagen ist bei Herrn G. die Lust geblieben, Verstecken zu spielen. Nur liegt ihm jetzt nicht mehr so viel daran, nicht gefunden zu werden.
aus: Geschichten vom Herrn G., 2013
Hilf mir die Sätze bauen aus Bruchholz. Wir können es im Winter sammeln und nach dem Orkan. Da ist es geeignet, da liegt es nicht lang – da kann es noch sprechen, schweigt es nicht. Erzählt vom Baumbestand der Dinge, vom Brausen in der Nacht, und von der Stille, die sich in die Winden birgt. Du kannst sie noch hören, wenn du den Schallringen, den jährigen, lauschst.
Vom Licht auf der Rückseite des Mondes sehen wir nichts, und nichts von den Schatten der Sonne. Vom Schweigen in den Schreien der Kinder hören wir nichts, und nichts vom Lärmen der Stimmen. Vom Brennen in den Weiten des Eises spüren wir nichts, und nichts von der Kälte im Vulkan. Weil wir die Lider nicht senken, die Ohren nicht verschließen. Weil wir nicht tasten, weil wir die Finger lassen davon.
Ganz am Anfang war das Wetter sehr schlecht, draußen tobte ein mächtiger Sturm. Dass es donnerte und hagelte hörte Herr G durchs geschlossene Fenster – und dunkel war es auch, wie manchmal in Novembernächten. Da jagt man doch keinen Gott vor die Tür, meinte Herr G. und zögerte. Schließlich trat er doch hinaus und der Himmel und die Erde klarten auf.
Wenn Herr G. gefragt wurde, vom Löwen etwa, der bekanntermaßen ein gewisses Ansehen bei Herrn G. genoss, oder von den Erzengeln, die trotz ihrer fortgeschrittenen Jahre ihre Neugierde durchaus nicht verloren hatten, warum er ausgerechnet in den Menschen so vernarrt sei, antwortete Herr G., nicht ohne etwas Röte auf den Wangen und einem stillen Lächeln dabei: Das ist eine lange Geschichte.
aus: Geschichten vom Herrn G., 2013
patientenverfügung
meine tränen
entfernt nicht
legt sie
wie das alte herz
in die schale
zu den bildern und geschichten
ich will sie noch vererben
aus: von weit, 2010
auf meiner ton
leiter da engel
herabsteigen
sehe ich die erde
offen
hier habe ich mein hunger
haus
bette ich die zunge auf
stein
aus: stimm bruch, 2010
doch sprich
sprich
aus schweigen
kannst du kein
gedächtnis bauen
und sei es bloß ruine
hütte ohne dach
und taugen deine worte
nicht zu mehr
so sprich
doch
sprich
aus: von weit, 2010
kopfstimme
dissonant
haupt und
brust
ton müssen auf herz
flimmern eingestellt werden
auf kammer
klang
aus: schatten ersatz, 2007
die sorgen
falten
ablegen
auf stapel
nach themen geordnet
nach dringlichkeit
auf wieder
vorlage
einige
aus: schatten ersatz, 2007
Ab und zu lädst du meinen Zweifel ein,
an deiner Tafel Platz zu nehmen.
Wenn du ihn genährt hast,
kommt er satt nach Hause,
ganz froh, dein Gast gewesen zu sein
und etwas zu gelten bei dir.
aus: Hörst du mein Schweigen? 2008